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4 Gründe, weshalb Autoren scheitern

 

 

Die meisten Autorinnen und Autoren, mit denen ich zusammenarbeite, sind äußerst schreiberfahren. Sie besuchen seit Jahren Schreibseminare, kennen Fachbegriffe wie die Heldenreise oder Plotten nicht nur vom Hörensagen und wissen genau, wie sie eine Szene gestalten müssen, um Spannung zu erzeugen. Doch sie haben oft ein Problem: Trotz ihrer Erfahrung ist es ihnen noch nicht gelungen, ein längeres Schreibprojekt wie einen Roman zu beenden. Woran liegt das? Nun, man kann natürlich nicht pauschalisieren. Dennoch möchte ich in meinem heutigen Artikel einmal auf vier typische Gründe eingehen, weshalb einige Schreibende daran scheitern, einen Roman erfolgreich zu beenden. Das Schreibhandwerk zu beherrschen ist eine wichtige Voraussetzung für ein erfolgreiches Buchprojekt, doch bei weitem nicht die einzige:

 

1. Negatives Mindset

 

Einer der wichtigsten Gründe, an der Herausforderung „ein Buch schreiben“ zu scheitern, ist ein negatives Mindset. Der englische Begriff „Mindset“ könnte mit „innerer Einstellung“ übersetzt werden, jedoch würde dies dem Gewicht des Wortes nicht gerecht werden. Vielmehr umfasst das „Mindset“ all das, was man über sich selbst und über andere denkt. Dazu gehören positive wie negative Glaubenssätze, Wertvorstellungen, das Selbstbild.

 

Dass das „Mindset“ eines Menschen einen erheblichen Einfluss auf unser Verhalten hat. hat die amerikanische Psychologin Carol Dweck in ihrem Buch Selbstbild: Wie unser Denken Erfolge oder Niederlagen bewirkt“ gezeigt. Ihre Studien belegen, dass sich das Mindset positiv oder negativ auf die Motivation, den Erfolg und den Umgang mit Fehlern auswirkt.

Dwerk unterscheidet ein statisches Selbstbild (fixed mindset) von einem dynamischen Selbstbild (growth mindset). Menschen mit einem statistischen Mindset sind beispielsweise sehr stark daran orientiert, positives Feedback für ihre Arbeit zu bekommen. Machen sie Fehler, die von anderen auch noch erkannt werden, sinkt nicht nur ihre Motivation. Sie setzen ihre Fehler mit fehlender Kompetenz gleich und werten ihre Person daraufhin ab.

Hat jemand dagegen ein „Growth Mindset“, sieht er seine eigenen Fehler als Möglichkeit, daraus zu lernen und in seinem Gebiet besser zu werden. Er lässt sich durch Fehler also nicht verunsichern, sondern nimmt diese als Anlass, noch härter zu arbeiten. Eine weitere Eigenschaft ist, dass Menschen mit einem Growth Mindset davon überzeugt sind, dass sie sich stets weiterentwickeln können, unabhängig vom vorhandenen Talent.

 

Wer also ein überwiegend statisches, also negatives Selbstbild im Bereich des Schreibens hat, wird es schwerer haben, ein Buch zu beenden oder über ein, zwei Bücher hinauszukommen. Schreibhemmungen entstehen durch übertriebenen Perfektionismus, durch Ängste vor Erfolg oder Leserreaktionen, aber auch negative Rezensionen, die jemand auf sich selbst bezieht, können dazu führen, als Autor zu scheitern. 

 

Glücklicherweise muss keiner in seinem starren Selbstbild verharren. Wir haben immer die Möglichkeit, unser Mindset zu verändern. Carol Dwecks Buch gibt Anregungen dazu.

 

2. Sich als Opfer der Umstände fühlen

 

Viele geben den äußeren Umständen die Schuld daran, dass sie mit dem Schreiben nicht vorankommen. Sie fühlen sich als „Opfer der Umstände“. Sie haben das Gefühl, zu wenig Zeit zu haben. Der Beruf, der Haushalt, die Familie, die Freunde, die Hobbys der Kinder – natürlich kann der Alltag einem schnell über den Kopf wachsen. Aber wenn man sich auf der Welt mal umschaut, dann findet man immer wieder Beispiele von Autorinnen und Autoren, die selbst unter extremsten Bedingungen schreiben konnten.

Ein erster Schritt kann es sein, sich bewusst darüber zu werden, was einen vom Schreiben abhält. Ist es die fehlende Zeit, dann sollte man sich bewusst Zeiträume zum Schreiben schaffen. Jeder hat kleine Zeitoasen am Tag, die man nur finden und verteidigen muss. Man kann mit einem kleinen Zeitfenster von zehn Minuten pro Tag beginnen, in denen man sich zurückzieht und ausschließlich schreibt.

 

3. Fremde Denkmuster übernehmen

 

Einen großen Einfluss auf unser Verhalten haben Konditionierungen und Erfahrungen aus der Vergangenheit. Ein typisches Beispiel: Wir sind gerade 12, 13, haben den Traum, Schriftsteller zu werden, und versuchen uns an unserem ersten Roman. Wir merken: Das Schreiben ist mein Ding! Und das äußern wir auch in der Umwelt. Doch anstatt unterstützt zu werden, hören wir Kommentare wie „Lerne einen richtigen Beruf.“ oder „Damit verdient man doch kein Geld“. Man wird belächelt und das Schreiben abgetan.

 

In diesem Moment wurden wir konditioniert; mit der Folge, dass das Gedankenkarussell immer wieder bewusst anspringt: Was ist, wenn das stimmt? Mein Talent reicht bestimmt nicht aus, um damit Geld zu verdienen …

Wir sind auf jeden Fall verunsichert, Selbstzweifel steigen auf, Ängste. Die logische Konsequenz: Wir konzentrieren uns auf etwas „Vernünftiges“, lernen einen richtigen Beruf und geben das Schreiben im Zweifel sogar für Jahre auf.

Selbst wenn wir später das Schreiben für uns wiederentdecken, sorgen die angestauten Selbstzweifel und Ängste dafür, niemals das Potenzial aus sich herauszuholen, das eigentlich in einem steckt. Alle Aussagen, die man in der Kindheit gehört hat, bleiben im Unterbewusstsein verankert. Dabei wurden jedoch Denkmuster übernommen, die nicht den eigenen entsprechen.

 

Um sich von diesen fremden Denkmustern zu befreien, müssen sie bewusst gemacht werden. Dann ist es hilfreich, Belege dafür zu finden, dass die Aussagen nicht der Wahrheit entsprechen. Dass man mit der Schriftstellerei Geld seinen Lebensunterhalt verdienen kann, zeigen nicht nur Erfolgsautoren wie Stephen King oder Charlotte Link. Konkrete Beispiele zu finden, ist ein guter Ansatz, sich von alten Denkmustern zu befreien.

 

4. Ungeklärte Motivation

 

Ein weiterer Grund, bei einem Buchprojekt zu versagen, ist die ungeklärte Motivation. An einem Buchprojekt zu arbeiten, nimmt viel Zeit in Anspruch. Oft dauert es Monate, manchmal sogar Jahre, bis ein Buch veröffentlicht wird. Wissen wir nicht, warum wir diesen Roman eigentlich schreiben wollen, können wir uns in schwierigen Phasen nicht ausreichend motivieren, um dranzubleiben. 

Ist keine starke Motivation für das Projekt vorhanden, ist die Gefahr sehr groß, dass wir das Buch nicht beenden. Man ist möglicherweise von dem Thema gelangweilt oder stellt das gesamte Projekt in Frage, weil immer wieder Zweifel an dem Vorhaben auftauchen. Die Folge ist dann der Abbruch des Projekts.

 

Um dies zu verhindern, ist es wichtig, bereits am Anfang die Motivation für ein Projekt zu klären und zu überprüfen, ob sie so stark ist, dass sie einen über Monate an denn Schreibtisch fesselt.

 

Dieser Artikel wurde bereits in der Qwertz 04/18 veröffentlicht.

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